Der Vorgang der Inspiration

 

Und die Genialität von Musikern

 

wird am Beispiel eines großen Komponisten, Johannes Brahms, deutlich, der kurz vor seinem Tod einem jungen Musikjournalisten, Arthur Abell, den Auftrag gab, folgendes, was kursiv geschrieben ist, 50 Jahre nach seinem Ableben zu veröffentlichen:

 

Brahms sagte: „Wie Beethoven zu erkennen, dass wir eins sind mit dem Schöpfer, ist ein wunderbares, ehrfurchtgebietendes Erlebnis. Sehr wenige Menschen gelangen zu dieser Erkenntnis, weshalb es so wenige große Komponisten oder schöpferische Geister auf allen Gebieten menschlichen Bemühens gibt. Über dies alles denke ich immer nach, bevor ich zu komponieren anfange. Dies ist der erste Schritt.

 

Wenn ich den Drang in mir spüre, wende ich mich zunächst direkt an meinen Schöpfer und stelle ihm die drei in unserem Leben auf dieser Welt wichtigsten Fragen: Woher? Warum? Wohin?

 

Ich spüre unmittelbar danach Schwingungen, die mich ganz durchdringen. Sie sind der Geist, der die inneren Seelenkräfte erleuchtet und in diesem Zustand der Verzückung sehe ich klar, was bei meiner üblichen Gemütslage dunkel ist. Dann fühle ich mich fähig, mich von oben inspirieren zu lassen. Vor allem wird mir in solchen Augenblicken die ungeheure Bedeutung der Offenbarung Jesu bewusst „Ich und der Vater sind eins“. Diese Schwingungen nehmen die Form bestimmter geistiger Bilder an, nachdem ich meinen Wunsch und Entschluss bezüglich dessen, was ich möchte, formuliert habe: nämlich inspiriert zu werden, um etwas zu komponieren, was die Menschheit aufrichtet und fördert – etwas von dauerhaftem Wert.

 

Sofort strömen die Ideen auf mich ein, direkt von Gott. Ich sehe nicht nur bestimmte Themen vor meinem geistigen Auge, sondern auch die richtige Form, in die sie gekleidet sind, die Harmonien und die Orchestrierung. Takt für Takt wird mir das fertige Werk offenbart, wenn ich mich in dieser seltenen inspirierten Gefühlslage befinde.

 

So komponierte Mozart. Man fragte ihn einmal nach dem Vorgang beim Komponieren, und er erwiderte: „Es geht bei mir zu wie in einem schönen, starken Traum“. Er beschriebe dann, wie die Ideen, in die richtige musikalische Fassung gekleidet, auf ihn einströmten, ganz wie bei mir. Natürlich muss ein Komponist Kompositionstechnik, Form, Theorie, Harmonie, Kontrapunkt, Instrumentation beherrschen, aber dies kann jeder musikalisch Begabte, wenn er den richtigen Fleiß aufbringt.“